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150 Jahre mittlerer Zürisee – Geschichte einer prima Genossenschaft

2022 feiert die Landi mittlerer Zürisee den 150. Geburtstag. 1872 wurden in Meilen und Herrliberg praktisch zeitgleich die Landwirtschaftlichen Vereine Meilen und Herrliberg ins Leben gerufen. 1999 schlossen sich die beiden zum Landi mittlerer Zürisee zusammen – und blicken heute auf eine stolze Geschichte zurück.

Die Landi mittlerer Zürisee: Für den grössten Teil der Bevölkerung sind das die sechs Prima-Läden in Meilen Dorf, Meilen Tobel, Meilen Halten sowie in Herrliberg, Uetikon am See und Zumikon. Aber zum Landi mittlerer Zürisee gehört auch der Landi Laden mit der Geschäftsstelle auf der Äbleten, die Agrola-Tankstelle in Herrliberg und ein stattliches Immobilienportfolio, deren Flaggschiff ein Mehrfamilienhaus in Feldmeilen an der General Wille-Strasse 141 ist. Doch die Landi mittlerer Zürisee ist noch viel mehr. Sie ist eine Genossenschaft, die von rund 250 Genossenschafterinnen und Genossenschaftern getragen wird. Diese Mitglieder bilden quasi die Seele des vitalen, mittelständischen Unternehmens mit starken Standbeinen im regionalen Detailhandel und in der Liegenschaftenbewirtschaftung.

Die Jahre 1872 - 1950

Modernisierung der Landwirtschaft

Angefangen hat alles 1872 zeitgleich in Meilen und Herrliberg. Die beiden Gemeinden am Ufer des rechten Zürichsees waren im 19. Jahrhundert noch bescheidene Dörfer. Sie lebten von der Landwirtschaft, wobei sich diese im Verlaufe des 19. Jahrhunderts stark veränderte. Im Zeichen der Industrialisierung und Urbanisierung war ein immer grösserer Teil der Bevölkerung auf die Versorgung mit landwirtschaftlichen Gütern angewiesen. Die liberale Elite im Kanton Zürich war davon überzeugt, dass die Landwirtschaft mehr, effizienter und marktorientierter produzieren müsse, um der steigenden Nachfrage nach landwirtschaftlichen Gütern gerecht zu werden. 1842 gründeten liberale Politiker den «Verein für Landwirtschaft und Gartenbau» im Kanton Zürich.

Bildung und gemeinsamer Einkauf im Fokus

Der «Verein für Landwirtschaft und Gartenbau» förderte die Bildung lokaler landwirtschaftlicher Genossenschaften, wie eben 1872 in Meilen und Herrliberg. Die Gründungsstatuten beider Vereine waren sehr ähnlich. Der Zweckartikel der Landwirtschaftlichen Genossenschaft Meilen lautete: «Hebung landwirtschaftlicher Bildung, Förderung landwirtschaftlicher Interessen und gemeinnütziger Bestrebungen auf dem Gebiet der Landwirtschaft; Abhaltung von Vorträgen durch Wanderlehrer; Ankauf von Sämereien, Dünger, Nutzpflanzen, landwirtschaftlicher Geräte und Süssbrand zu möglichst billigen Preisen; Beschaffung von zweckdienlichen Büchern und Zeitschriften.» Die Herrliberger hielten sich knapper, meinten aber genau dasselbe: «Zweck des Vereins ist die Förderung der Landwirtschaft, Hebung der landwirtschaftlichen Bildung.»

Ein fulminanter Start in Meilen - ein sanfter in Herrliberg

In Meilen startete man wie die Feuerwehr: Mit drei Vorträgen 1872 und je zwei Vorträgen in den Jahren 1873 und 1874. Schon 1875 organisierte man die kantonale Landwirtschaftliche Ausstellung. An den kantonalen und nationalen landwirtschaftlichen Ausstellungen war man praktisch jedes Jahr mit einem Stand präsent und 1912 organisierte man die Kantonale Landwirtschaftliche Ausstellung ein zweites Mal. Es soll das grösste Fest gewesen sein, das Meilen bis dato je erlebt hatte. Am wichtigsten war aber der günstige Einkauf von Dünger, Futtermittel und Saatgut. Auf jeden Rappen wurde dabei geachtet.

In Herrliberg liess man es etwas gemächlicher angehen. Auch hier war der gemeinsame Einkauf wichtig. Aber noch stärker investierte man in die Bildung der Bauern durch Vorträge, Schulungen und Kurse.

Die Krise der Landwirtschaft

Meilen und Herrliberg waren im späten 19. Jahrhundert ausgesprochene Weinbauerndörfer; Meilen wechselte sich mit Stäfa sogar regelmässig ein Kopf an Kopf Rennen als grösste Weinbaugemeinde des Kantons Zürich. Nach 1880 geriet die Landwirtschaft im Kanton Zürich in eine tiefe Krise. Betroffen davon waren alle landwirtschaftlichen Sparten, aber besonders stark heimgesucht wurde der Weinbau. Der damals qualitativ oft minderwertige Zürichsee-Wein wurde durch edle und gleichzeitig günstige Tropfen aus Italien und Spanien stark konkurrenziert. Zudem machte der «Falsche Mehltau» - ein Schädling – den Weinbauern das Leben schwer. Ein Ausweichen auf die Milch- und Viehwirtschaft war nicht möglich, denn auch diese steckte in einer Krise. Ein Bauer nach dem anderen musste seinen Betrieb aufgeben. In Meilen sank die Weinbaufläche von 210 Hektaren im Jahr 1881 auf 43 Hektaren im Jahr 1942. In Herrliberg war der Rückgang fast noch dramatischer: Auf 127 Hektaren bauten Weinbauern 1886 Reben an. Bis 1934 schrumpfte die Fläche auf 16 Hektaren und sank nach dem Zweiten Weltkrieg auf weniger als 10 Hektaren.

Einkauf und Vertrieb im Zentrum

In dieser Krise war die Tätigkeit der Landwirtschaftlichen Verbände für die Bauern enorm wichtig. Auf kantonaler und nationaler Ebene entwickelten sich die Bauernorganisationen zu wirksamen, politischen Lobbyorganisationen. Auf lokaler Ebene gab man sich professionellere Strukturen. Zunächst in Meilen und wenig später in Herrliberg stellte man Verwalter an – später hiessen sie Geschäftsführer – welche für die tägliche Arbeiten zuständig waren. Der Schwerpunkt in der Krise lag bei beiden Genossenschaften einerseits beim möglichst günstigen Einkauf landwirtschaftlicher Güter und bei der Verkaufsförderung für die durch die Bauern produzierten Güter. Die Landi Meilen verfolgte eine klar marktorientierte Linie: Er kaufte dort ein, wo es am günstigsten war und wechselte sehr oft die Partner. Herrliberg spannte von Anfang an mit dem 1886 in Winterthur gegründeten Volg zusammen und blieb diesem treu.

Bereits im Jahr 1892 eröffnete die Landi Meilen das erste Konsumdepot in Dorfmeilen, wie die Detailhandelsgeschäfte damals hiessen. Im selben Jahr folgten Depots in Toggwil und in Feldmeilen, ein Jahr später eines in Obermeilen. Mit der Eröffnung der Konsumdepots fiel auch der Startschuss für den Immobilienbesitz. Zwar wollte die Landi Meilen die Verkaufslokale vorerst nur mieten, musste sie aber schon recht bald käuflich erwerben, um die Standorte zu sichern. Herrliberg wartete mit dem Betrieb eigener Läden noch etwas zu. Erst 1934 eröffnete die Landi Herrliberg ihr erstes Konsumdepot in der Liegenschaft Sennhütte. Es folgten weitere in Wetzwil, im Sellholz sowie im Rain. 1955 eröffnete die Landi Herrliberg zudem ihre Tankstelle.

Beitritt zum Volg

Die Landi Herrliberg entschied sich bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert für den Volg als starken Partner, jedoch vorerst ohne Mitglied beim Ostschweizer Verband zu werden. Die Landi Meilen tat sich diesbezüglich schwerer. Sie störte sich lange an den strengen Vorschriften, die der Volg für eine Zusammenarbeit erliess. In der Zwischenkriegszeit änderte sich dies. Der damalige Verwalter Robert Bachofner war vor seinem Engagement bei der Landi Meilen für den Volg tätig gewesen. Er stärkte nun die Zusammenarbeit mit seinem früheren Arbeitgeber und modernisierte auch konsequent den Detailhandel. 1933 entschied sich die Landi Meilen zur Mitgliedschaft beim Volg. Die Landi Herrliberg hatte diesen Schritt bereits zwei Jahre früher vollzogen.

Die Jahre 1950 - 1990

Wandel nach dem zweiten Weltkrieg

Nach 1950 veränderten sich Meilen und Herrliberg im Zeichen einer lang anhaltenden Hochkonjunktur massiv. Die Bevölkerung beider Gemeinden wuchs rasch. Wohnten 1930 rund 4'300 Einwohnerinnen und Einwohner in Meilen, verdoppelte sich diese Zahl bis 1960 nahezu. Herrliberg wuchs noch stärker und zählte um 1970 rund 4'000 Einwohnerinnen und Einwohner – fast drei Mal so viel wie um 1930. Viele der Neuzuzügerinnen und Neuzuzüger waren wohlhabend – was die einst eher armen Gemeinden zu reichen Dörfern am rechten Ufer des Zürichsee mutieren liess. Die Landwirtschaft verlor markant an Bedeutung. Viele Bauern verkauften ihr Land. Die Höfe, die blieben, wuchsen an; die Bauern wurden zu erfolgreichen landwirtschaftlichen Unternehmern.

Auf dem Weg zur Konsumgenossenschaft

Für die Landi Meilen und Herrliberg verlor der Landwirtschaftsbereich an Bedeutung. Beide Genossenschaften wandelten sich zu reinen Konsumgenossenschaften. Meilen war hier jedoch deutlich unternehmerischer unterwegs. Während man in Herrliberg verschiedene Geschäfte wegen zu geringen Umsatzes schloss – bestehen blieb lediglich der Volg-Laden im Dorfzentrum – beschritt man in Meilen neue und innovative Wege. Auch in Meilen konnten nicht alle Detailhandelsgeschäfte gehalten werden. Die Filialen Feldmeilen, Obermeilen, Egg und Hinteregg gibt es nicht mehr. Aber erstens expandierte man über die Gemeindegrenze und übernahm die Führung der Volg-Läden in Uetikon am See und Zumikon. Zum andern verfolgte man auf eine spezifisch auf die Kundschaft am rechten Zürichsee ausgerichtete Unternehmensstrategie. So investierte man mit Ausflügen und Unterhaltungsabenden in die Kundenbindung. Andererseits setzte man beim Produkteangebot immer mehr auf besonders gute Qualität und kaufte Gemüse und Früchte nicht mehr nur bei der Volg Konsumwaren AG (KOWAG) ein, sondern auch bei spezifisch ausgewählten Lieferanten. Die KOWAG ging zwar gegen die Alleingänge der Landi Meilen vor. Diese verteidigte jedoch mit Erfolg ihre Freiheiten.

Die Jahre 1990 - 2022

Fusion zur Landi mittlerer Zürisee

In den neunziger Jahren begannen sich die beiden Genossenschaften anzunähern. Auslöser war, dass sich die Landi Herrliberg von ihrem damaligen Geschäftsführer trennte. Ad interim übernahm nun Werner Friedli, Geschäftsführer der Landi Meilen, auch die Leitung der Landi Herrliberg. Er tat dies so geschickt und umsichtig, dass im Vorstand der Landi Herrliberg der Gedanke einer Fusion heranreifte. 1999 war es soweit. Die Landi Herrliberg und die Landi Meilen schlossen sich zur neuen Landi mittlerer Zürisee zusammen.

Das Immobilienportfolio wird erweitert

Zunächst legte die Landi mittlerer Zürisee ihren Fokus auf die Immobilien. In Herrliberg war bereits der Neubau eines Mehrfamilienhauses und des Volg-Ladens am Rennweg 4 in Planung. Dieses Projekt konnte nun umgesetzt werden. Auch auf der Halten wurde ein Mehrfamilienhaus mit einem neuen Laden gebaut. Die grösste Herausforderung bot jedoch der Neubau eines Mehrfamilienhauses am Standort der ehemaligen Volg-Filiale in Feldmeilen. Immer wieder hatte die Landi mittlerer Zürisee mit Verzögerungen zu kämpfen. 2021 konnte das neue Mehrfamilienhaus endlich eingeweiht werden.

Eine gescheiterte Fusion

Dass es die Landi mittlerer Zürisee heute noch gibt, ist keine Selbstverständlichkeit. 2017 standen alle Zeichen auf eine Vereinigung mit der Landi Stäfa-Männedorf. Diese brach die Fusionsverhandlungen jedoch kurz vor Schluss ab, weil sie einen Gewinneinbruch befürchtete.

Aus Volg wird Prima

Die Detailhandelsgeschäfte in Meilen, Zumikon, Herrliberg und Uetikon am See rentabel zu führen, blieb eine grosse Herausforderung. Für den Geschäftsführer der Landi mittlerer Zürisee, Andreas Schaad, und den Verwaltungspräsidenten Peter Schlumpf war klar, dass der Detailhandel selbsttragend sein und der Liegenschaftenbereich langfristig den Detailhandel nicht mehr subventionieren durfte. Innerhalb des Detailhandelsbereiches sollten Quersubventionierung möglich bleiben. Die kleineren Quartierläden in Halten und Tobel durften von den grösseren profitieren. Aber der Gesamtbereich musste selbsttragend sein.

Konsequente Kundennähe und hohe Qualität

Der Weg, um dieses Ziel zu erreichen, war: Ausgeprägte Nähe zum Kunden, freundliche und fachkundige Bedienung, ausgewählte Produkte, die den hohen Ansprüchen der Kundschaft am rechten Zürichsee gerecht wurden. Um namentlich den Anspruch an ausgewählten Produkten gerecht zu werden, benötigte die Landi mittlerer Zürisee grössere Freiheiten als es die Volg-Welt erlaubte. Die Lösung sah Andreas Schaad in der Prima-Linie. Prima-Läden sind wie die Volg-Läden Teil des Fenaco-Konzerns. Sie verfügen aber über mehr Freiheiten in der Produktezusammenstellung, und müssen im Gegenzug grössere unternehmerische Risiken übernehmen. Die Vorteile überwogen die Risiken für den Vorstand und den Geschäftsführer der Landi mittlerer Zürisee. 2019 lancierte die Landi mittlerer Zürisee einen Prima-Versuch im Laden Zumikon. Dieser war so erfolgreich, dass die Landi mittlerer Zürisee sämtliche Läden auf Prima umstellte. Seither ist das Volg-Label aus den Gemeinden Meilen, Uetikon am See, Herrliberg und Zumikon verschwunden und durch das Prima-Label ersetzt worden. Der Zuspruch der Kundschaft und sehr positive Feedbacks stimmen zuversichtlich. Noch hat man das Ziel einer schwarzen Null im Detailhandel zwar noch nicht ganz erreicht. Der Vorstand und der Geschäftsführer sind aber vom eingeschlagenen Weg überzeugt. Und man ist sicher: Die kommenden 150 Jahre wird die Landi mittlerer Zürisee sowohl mit einem vitalen Detailhandel wie auch mit einem starken Immobilienportfolio angehen – und so wichtige, genossenschaftliche Akzente am mittleren Zürichsee setzen.

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